Therapie-
möglichkeiten

PPMS-Behandlung

Neue Wege in der PPMS-Behandlung: Ocrevus und aHSCT im Fokus

Im Kontext der PPMS-Behandlung rücken insbesondere die Möglichkeiten der Immuntherapie in den Fokus.

Neben den (insbesondere bei der schubförmigen MS etablierten) therapeutischen Ansätzen, zu denen die symptomatische Therapie und die Schubtherapie zählen, liegt der Schwerpunkt bei der PPMS-Behandlung vor allem auf den immunmodulierenden Therapieformen. Darüber hinaus existieren weitere Behandlungsoptionen, die das Krankheitsbild positiv beeinflussen können, wie beispielsweise Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensstils sowie rehabilitative, ergänzende und alternative Verfahren.

Es sei angemerkt, dass auf dieser Webseite speziell auf die symptomatische Therapie und Schubtherapie nicht näher eingegangen wird, um den Fokus verstärkt auf die immuntherapeutischen Möglichkeiten im Zusammenhang mit PPMS zu legen. Sowohl die Behandlung der PPMS mit Ocrevus als auch die autologe Stammzelltransplantation werden in diesem Abschnitt als Immuntherapien näher beschrieben.

Ocrevus:

Eine vielversprechende Option

******Update zu Ocrevus/Ozrelizumab — Langzeitstudie sehr enttäuschend*********
Eine groß anlelegte Studie aus Frankreich fand heraus, dass die Anti-CD20-Therapien Ocrevus und Rituximab die Behinderungsprogression bei primär progredienter Multipler Sklerose (PPMS) in einer realen Untersuchung nicht signifikant verlangsamen. Die ohnehin geringe Wirkwahrscheinlichkeit aus der EMA-Zulassungsstudie konnte in der Realität nicht bestätigt werden Mehr dazu hier.
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In Deutschland gibt es derzeit scheinbar nur einen vielversprechenden Weg, die Progression der Behinderung bei Patienten mit primär progredienter Multipler Sklerose (PPMS) aufzuhalten: Ocrevus (Wirkstoff: Ocrelizumab). Ocrevus ist ein monoklonaler Antikörper, der das Ziel verfolgt alle B-Zellen im Immunsystem zu zerstören. Dadurch kann Ocrevus den Krankheitsverlauf von PPMS verlangsamen und das Fortschreiten der Behinderung verzögern.

Patienten mit PPMS

Ocrevus wurde 2017 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit PPMS zugelassen und ist das erste zugelassene Medikament speziell für PPMS in Deutschland.

Die Wirksamkeit von Ocrevus wurde in der ORATORIO-Studie untersucht, bei der 732 Patienten mit PPMS über einen Zeitraum von etwa 3 Jahren beobachtet wurden. Die Patienten wurden zufällig entweder der Ocrevus- oder der Placebo-Gruppe zugeteilt. Die Ergebnisse zeigten eine geringfügige Überlegenheit von Ocrevus gegenüber Placebo. Der Nutzen der Immuntherapie mit Ocrevus bei Menschen mit PPMS ist jedoch insgesamt als sehr gering einzustufen. Tatsächlich profitierten in Bezug auf die Behinderungs-Progression lediglich 6 von 100 Patienten gegenüber der Einnahme eines Placebomedikaments. Insgesamt geht bei 33% der Studienteilnehmer trotz der Einnahme von Ocrevus, die Zunahme der Behinderung ungehindert weiter. Bei der Placebo-Gruppe kämpfen 39% der Patienten mit einem Fortschreiten der Behinderung. 

Grundsätzlich ist zu beachten, dass alle Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen, das Krebsrisiko erhöhen können.  In der ORATORIO-Studie traten bei 11 Patienten, die Ocrelizumab erhielten, bösartige Tumoren auf und nur bei 2 Patienten mit Placebo. Nach Abschluss aller 3 Ocrelizumab-Studien wurden 6 weitere Fälle von Hautkrebs unter Ocrelizumab berichtet. 

Insgesamt ist das Chancen-Risiko-Verhältnis aus Sicht der betroffenen Autoren nicht vielversprechend.

Demgegenüber bietet die autologe Stammzelltransplantation als weitere spezialisierte Immuntherapie gerade auch für Patienten mit PPMS in Bezug auf die Behinderungsprogression ein möglicherweise besseres Chancenverhältnis, insbesondere bei hoch aktiven, aggressiven Verläufen.

aHSCT:

Eine vielversprechende Immuntherapie

Bei der Entstehung von Multipler Sklerose (MS) spielen sowohl genetische Veranlagung als auch bestimmte Umweltfaktoren eine Rolle. Zum Beispiel zeigen Forschungsergebnisse, dass eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) zu einer Fehlentwicklung des Immunsystems führen kann, was die Autoaggressivität gegenüber dem Zentralnervensystem begünstigt. Weitere Risikofaktoren gemäß sind Vitamin-D-Mangel in der Kindheit, frühe Fettleibigkeit und Rauchen.

Die Idee der aHSCT als Therapie für MS basiert auf diesen Erkenntnissen: Ein Immunsystem, das aufgrund genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren fehlgeleitet ist, wird durch eine Chemotherapie zerstört und durch neue, körpereigene Stammzellen ein neues Immunsystem aufgebaut, das nicht mehr den gleichen Umweltfaktoren ausgesetzt ist wie zuvor. In der Theorie enthält dieses neu entwickelte Immunsystem immer noch genetische Risikofaktoren für die Entwicklung von MS, aber diese Risikofaktoren führen ohne das Vorhandensein der auslösenden Umweltfaktoren bestenfalls nicht mehr zu einer Autoimmunität gegenüber dem Zentralnervensystem. Sie würden sich nur dann zeigen, wenn erneut eine auslösende Umweltsituation auftritt.

Spannende Einblicke und aktuelle Geschehnisse

Die aHSCT ist eine Behandlungsmethode, die ursprünglich für Blutkrebserkrankungen entwickelt wurde. Sie wird hauptsächlich bei Patienten mit Lymphomen, Leukämien und Multiplem Myelomen angewendet, meist aber mit Blut von Blutspendern (allogen im Gegensatz zu autolog). Das Verfahren ermöglicht eine höhere Dosis an Chemotherapie, indem körpereigene Stammzellen aus dem Knochenmark oder dem peripheren Blut entnommen, eingefroren oder gekühlt und später wieder zurückgegeben werden. Dadurch kann die Wirksamkeit der Behandlung erhöht und die Toxizität verringert werden. Bei der autologen Stammzelltransplantation werden auch die Immunzellen fast vollständig abgetötet. Aus diesem Grund wird sie als stärkste mögliche Immuntherapie bei Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose betrachtet. Bei diesem Verfahren wird ein Großteil des Immunsystems zerstört und durch die Rückgabe der Stammzellen wieder aufgebaut. Die Behandlung besteht aus drei Phasen: Zellsammlung, Hochdosis-Chemotherapie und Stammzelltransplantation, gefolgt von der Erholungsphase und der Nachsorge. Es gibt einen Unterschied zwischen der autologen Transplantation mit eigenen Stammzellen und der allogenen Transplantation mit Stammzellen von Fremdspendern. Bei Multipler Sklerose wird nur die autologe Transplantation angewendet, da sie ein geringeres Risiko für Abstoßungsreaktionen und Komplikationen aufweist.

Wirksamkeit der aHSCT bei progredienter MS

Es gibt diverse Studien und Veröffentlichungen, die darauf hindeuten, dass eine aHSCT bei progredienter MS eine wirksame Therapie darstellt, und vermag, die Behinderungsprogression zu stoppen und Symptome nachhaltig zu verbessern. Noch ist die Datenlage allerdings vergleichsweise dünn und wie so oft ist die Vergleichbarkeit der in den Studien veröffentlichten Zahlen nur sehr eingeschränkt möglich. Das liegt u.a. daran, dass die Kriterien hinsichtlich Alter, Behinderungsgrad (EDSS), verwendete Chemo-Therapie, Alter der Studien, Betrachtungszeiträume usw. in den Studien und Veröffentlichungen sehr heterogen sind. So finden sich beispielsweise Zeiträume von 1 Jahr nach der aHSCT bis zu 8 Jahren in der Nachbetrachtung. Es ist nicht überraschend, dass die prozentualen Angaben über den Erfolg der aHSCT beim Stoppen der Behinderungsprogression bei Menschen mit PPMS stark variieren. Mit beispielsweise 46% [Muraro PA et al.] und 78% [HSCT Mexiko] Wahrscheinlichkeit des Progressionsstopps ist die Spanne sehr breit.

Ähnliches gilt für die Risiken, die mit einer aHSCT einhergehen. Schließlich liegt dem Verfahren eine hochdosierte Chemotherapie zugrunde. Insgesamt sind die meisten möglichen Nebenwirkungen der aHSCT gut beherrsch- und behandelbar. Die Anzahl der schweren Nebenwirkungen im Rahmen einer aHSCT konnte durch eine Verbesserung des Verfahrens sowie der Vorbehandlung und einer intensiveren Nachbehandlung und Nachkontrolle nach Transplantation in den letzten 20 Jahren deutlich verringert werden. 

Die verschiedenen Transplantationszentren verwenden unterschiedliche Hochdosis-Chemotherapien (sog. Konditionierung) vor der autologen Transplantation. Am häufigsten wird BEAM/anti-Thymozytenglobulin (ATG) oder Hochdosis Cyclophosphamid/ATG eingesetzt. Intensivere Regime haben mehr Nebenwirkungen. Es gibt keine eindeutige Empfehlung für die Konditionierung, aber eine weniger toxische Option, Cyclophosphamid/ATG, wird bei MS häufiger verwendet. 

Eine besonders schonende Variante der aHSCT wird seit vielen Jahren in Mexiko bei der auf Autoimmunerkrankungen spezialisierten Clinica Ruiz angewendet. Die Mortalität wird in Mexiko mit 0,2% bei 500 Patienten angegeben und schwere Nebenwirkungen weitestgehend ausgeschlossen. In Mexiko wird die hoch-dosierte Chemotherapie auf Basis von Cyclophosphamid auf 2×2 Tage aufgeteilt, um die Belastung für den Körper (vor allem der Organe) zu verringern und mögliche Nebenwirkungen besser zu kontrollieren. 

Langfristige Wirkung: Die aHSCT zielt darauf ab, das Immunsystem des Patienten neu zu starten, indem es die autologen Stammzellen verwendet. Es wird angenommen, dass diese Behandlung eine langanhaltende Wirkung haben kann, möglicherweise über viele Jahre hinweg, während Ocrevus regelmäßig verabreicht werden muss.

Hal Gatewood

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André Decher

Geburts­datum

29. Dezember 1978

Wohnort

Schlitz bei Fulda, Hessen, Deutschland

Ausbildung und Beruf
Familie

Verheiratet (seit 2009), 2 Kinder (Tochter 2012, Sohn 2015)

MS-Diagnose

2007 erhalten

Therapie
Krankheitsverlauf

Kleinere Verbesserungen erlebt, aber (noch) keine großen Fortschritte.
Seit etwa zehn Jahren im Rollstuhl.

Mein Reiseblog

Herzlich willkommen auf meinem Blog! Hier möchte ich meine persönlichen Erfahrungen und Reiseberichte mit euch teilen, nachdem ich die HSCT-Behandlung durchlaufen habe. Ihr werdet Einblicke in meine persönlichen Erfahrungen vor, während und nach der Therapie erhalten.

Lena Meiering

Alter bei Trans­plantation

37 Jahre jung

Familien­stand

verheiratet, 2 Kinder (6 und 3 Jahre alt)

Diagnose

PPMS, Erstdiagnose April 2022, Gehdistanz zu dem Zeitpunkt: unbegrenzt

Therapie
Bezahlung

erfolgreiche Spendenaktion über GoFundMe, aktuell im Rechtsstreit mit der Krankenkasse

Mein Reiseblog

In diesem Blog nehme ich euch mit auf meine Reise durch das Leben mit PPMS. Ich werde meine persönlichen Erfahrungen, Gedanken und Emotionen während meiner Therapie und darüber hinaus mit euch teilen.

Michael Paulus

Alter bei Trans­plantation

46 Jahre

Familien­stand

Verheiratet, 2 Kinder (14 und 17 Jahre)

Hobbies vor MS

Laufen (3-5x / Woche, Hobby-Läufer, Marathon), Fahrrad, Fußball, Fitness-Studio, viel Bewegung als Ausgleich zum büro- und auto-lastigen Job

Erste Symptome

Irgendwann in 2016; Stolpern und Stürzen bei langen Waldläufen ab 25 km. Plötzlich waren kleine Steine, Wurzeln oder Unebenheiten ein Problem. Letztmalig habe ich 2021 versucht zu Laufen / Joggen und bin 2 km weit gekommen.

Diagnose

Juli 2022 (Diakonissen KH Mannheim). Gehdistanz zum Zeitpunkt der Diagnose: ca. 4 km

Therapie

Mein Reiseblog zur Therapie in Mexiko

In diesem Blog werde ich meine Erfahrungen, Gedanken und Emotionen während meiner Reise nach Mexiko und meiner aHSCT-Behandlung mit euch teilen. Ihr werdet Einblicke in den Alltag vor und nach der Transplantation erhalten, meine Höhen und Tiefen miterleben und hoffentlich Inspiration und Mut schöpfen, wenn ihr eure eigenen Herausforderungen bewältigt.

Vielen Dank, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet. Lasst uns gemeinsam die Welt der aHSCT erkunden und die positiven Veränderungen feiern, die sie in meinem Leben und vielleicht auch in eurem Leben bewirken kann.